die Restaurierung

Die Restaurierung der Sandhorster Mühle

Nach Zusicherung der Finanzierung für den ersten Bauabschnitt durch das Amt für Agrarstruktur (30%), der Stadt Aurich (30%), der Bezirksregierung sowie durch den Landkreis Aurich durch Stellung von zwei ABM-Kräften über das Arbeitsamt Emden konnte damit begonnen werden das Mauerwerk des Steinachtkants zu reinigen, lose Fugen auszukratzen und brüchige Klinker zu ersetzen. Anschließend wurde das Mauerwerk neu verfugt. In der Mühle wurden schadhafte Balken vom Ständerwerk des Achtkant sowie der Böden erneuert und imprägniert. Weiterhin wurde der Ringbalken unterhalb des Holzachtkant aus Stahlbeton gefertigt. Im Sommer 1988 wurde mit dem Bau der Galerie begonnen. Dazu ein Bericht der Ostfriesischen Nachrichten aus Aurich vom 22. Juli 1988. „Nun ist bald auch von außen deutlich zu erkennen, dass die Restaurierung der Sandhorster Mühle Fortschritte macht: Zwei Zimmerleute und mehrere Helfer beginnen in den nächsten Tagen mit der Montage einer neuen Galerie. Aus Bongossi-Holz haben Diedrich Lübben und Friedrich Groenewold die Galerie gebaut – in bester Qualität, wie Fachleute dem Sandhorster Mühlenverein bestätigten. Der Verein hat die beiden Handwerker angestellt; bezahlt werden sie im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme vom Emder Arbeitsamt.

Besonders festes Holz und eine stabile Konstruktion sind Voraussetzung dafür, dass die Galerie viele Jahrzehnte übersteht – beide Bedingungen erfüllt das Werk der Zimmerleute. Innerhalb der nächsten 14 Tage wollen sie die Galerie an der Mühle befestigen. Damit es dabei keine Pannen gibt, wurde die gesamte Konstruktion zunächst am Boden zusammengebaut, alle Einzelteile erhielten Nummern, was die Endmontage erleichtern soll. Die nächsten Schritte auf dem Weg hin zu einer vollständig überholten Mühle sind bereits geplant, ihre Finanzierung ist aber noch nicht gesichert. So möchte der Verein den Achtkant neu decken lassen, nach Möglichkeit mit Reith. Ob die für den Denkmalschutz zuständige Bezirksregierung diese Abweichung vom Original genehmigt, ist noch nicht klar. Der Mühlenverein hat aber gute Argumente; unter anderem kann er auf eine Umfrage verweisen, in deren Verlauf sich die große Mehrheit der befragten Sandhorster für Reith und gegen Teerpappe ausgesprochen hat. Im September 1988 konnte dann damit begonnen werden die Galerie am Steinachtkant zu befestigen. Dazu wurden zuerst die großen Schoren in das Mauerwerk eingelassen. Mit den Liggern wurde die Verbindung zwischen Binnen- und Butenring hergestellt. Das Auflegen der Planken und die Befestigung der sog. Maantjes und des Geländerdeckelstücks bildete den Abschluss.

Arbeitslose Jugendliche helfen bei der Renovierung der Sandhorster Mühle

Parallel zu den Arbeiten an der Mühle wurde durch die Kreisvolkshochschule Aurich und die Arbeitsverwaltung Emden ein Projekt zur Qualifizierung von Jugendlichen gestartet. (Bericht der Ostfriesischen Nachrichten aus Aurich)

„Am 1. September ist in den Werkstätten der Kreisvolkshochschule an der Oldersumer Straße eine neue Grundausbildung im Holz- und Metallbereich angelaufen, bei dem auch der (qualifizierte) Hauptschulabschluss nachgeholt werden kann. 28 arbeitslose Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren, darunter sieben junge Frauen, konnten eigene Vorschläge machen, über die dann abgestimmt wurde: die weitaus meisten entschieden sich für das Mühlenprojekt. Das wöchentliche Pensum ist in Theorie und Praxis unterteilt. Die vom Arbeitsamt finanzierte Maßnahme dauert bis zum 31. Juli nächsten Jahres.

Unter Anleitung von Fachlehrern wird überwiegend in Haxtum gearbeitet. Dort wurden anhand selbst angefertigter Modelle Bütten für die Mühlsteine, Auslauf und Mehlfang, Zahn- und Kammräder oder eine Sackwaage aufgemöbelt; auf diese Weise wird das Innere der Holländerwindmühle nach und nach naturgetreu mit den früher üblichen Vorrichtungen und Geräten ausgestattet.“

Bau des Achtkants

Der zweite Bauabschnitt begann Ende 1988 / Anfang 1989 mit der gründlichen Überarbeitung der Holzkonstruktion des Achtkants. Dabei wurden die Balken zwischen den Eckständern (Andreaskreuze) an der Wetterseite teilweise erneuert. Im Anschluss wurde die alte Pappeindeckung entfernt und der Achtkant zunächst mit Kunststofffolie gegen Witterungseinflüsse gesichert und anschließend mit einer Lattung für die folgende Reitheindeckung vorbereitet.

Die Reitheindeckung wurde von der Firma Behrend Meyer aus Bedekaspel im Kreis Südbrookmerland ausgeführt. Das Reith für die Eindeckung des Mühlenachtkants wurde von der Familie Meyer am Großen Meer geerntet. Hier wächst auf magerem Sandboden feinhalmiges Reith. Für die Mühlendeckung wird Reith verwendet, das hauptsächlich in den Verlandungszonen wächst. Hier muss der Halm beim Wuchs von der Wurzel an nach oben durch die bereits verfestigte Oberfläche der Verlandungszone pressen. Dadurch wächst es konisch. Am Fußende sind die Halme ca. 6-8mm stark und verjüngen sich nach oben.

Die Mühle bekommt eine neue Kappe

Im Sommer des Jahres 1989 wurde mit dem Bau einer neuen Mühlenkappe begonnen. Da nach dem Sturmschaden im November 1972 keine Kappe mehr vorhanden war, mussten alle Teile, sprich die Holzkonstruktion der Kappe mit Windrosenbock, Windrose, Mühlenachse, Bremse und Bunkler neu angefertigt werden. Die Holzkonstruktion der Mühlenkappe aus den beiden Fughölzern, Wind- und Sturmbalken, Penbalken, Sprüüt- balken sowie der Windrosenbock wurde, wie vorher schon die Galerie, aus Bongossiholz gefertigt. Die Sparren und der Rösterring sind aus Fichtenholz hergestellt. Die Reitheindeckung der Mühlenkappe wurde von der Firma Behrend Meyer aus Bedekaspel übernommen.

Mühlenachse

Der eiserne Achskopf, der später die Flügelruten aufnehmen wird, konnte aus einer anderen Mühle beschafft werden. Die Mühlenachse wurde in einer neuen Technik gefertigt. Statt üblicherweise aus Gusseisen oder aus einem Baumstamm, wurde sie hier aus verleimtem Holz gebaut. Auch das Achsrad in der Mühlenkappe (das „Antriebsrad“ auf der Mühlenachse) und der Bunkler (die Verbindung zwischen dem Achsrad und der Königswelle) sind aus diesem Material hergestellt. Ein Material, das wegen seiner hohen Belastbarkeit unter anderem im Hallenbau Verwendung findet und sich somit für den Einsatz im Windmühlenbau noch bewähren muss.

Windrose

Die Zeichnung wie auch die statischen Berechnungen der Kappe wurden von der Firma Kösters erstellt. Die komplette Windrose mit einem wartungsfreien, im Ölbad gelagerten Getriebe, sowie die Bremse und das Rollenlager der Kappe wurden von Martin Reents angefertigt. In der Woche vor dem 1. Advent 1989 wurde die gesamte Kappenkonstruktion mit eingebauter Mühlenachse, Achsrad und Bunkler, sowie mit Windrosenbock und Windrose von der Firma Ulferts aus Neermoor mit einem Autokran auf das obere Tafelment des Holzachtkants aufgesetzt. Später wurde dann zwischen den Fughölzern der „Mühlenbart“ angebracht.

Die Mühlenflügel werden montiert

Am Freitag, den 8. Juni 1990 um 14.00 Uhr war der Moment gekommen, an dem die beiden Flügelruten mit einem Autokran der Firma Ulferts aus Neermoor montiert werden konnten. Dazu war es notwendig, dass die Flügel von oben durch die Öffnung des Achskopfes geschoben werden. Die von der Firma J. Buurma aus Oudeschans in den Niederlanden gefertigten Flügelruten haben eine Länge von 19,40 m und sind etwa 900 kg schwer. Die vormontierten Heckscheide, Windbretter und Längslatten des Vor- und Achterhecks der Mühlenflügel wurden von den ABM-Handwerkern D. Lübben und F. Groenewold sowie dem Maschinenbaumeister Martin Reents für das Durchschieben durch den Achskopf entfernt und später am montierten Flügel passgenau befestigt. Nach der Montage des Vor- und Achterhecks drehten sich die Mühlenflügel dann erstmals wieder am 16. Oktober 1990 im Wind.

Fazit der Restaurierung

Zehn Jahre hatte sich der Mühlenverein als Limit für die Restaurierung gesteckt. Aber bereits nach fünf Jahren war die Sandhorster Mühle soweit wieder hergerichtet, dass sich der Verein für die offizielle Eröffnung am Erntedankfest 1991 entschied. Die Kosten für Innen- und Außengestaltung beliefen sich auf ca. 350.000 Mark. Die Stadt beteiligte sich mit 72.000 Mark, der Landkreis steuerte 25.500 Mark dazu, das Arbeitsamt steckte über ABM 159.000 Mark in das Projekt, das Amt für Agrarstruktur schließlich überwies 70.000 Mark, weil die Mühle in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen wurde. Etliche tausend Mark wurden außerdem durch die zahlreichen Geldspenden der einheimischen Firmen, Institutionen und Privatpersonen gesammelt. Den Abschluss der Restaurierungsarbeiten bildeten im Jahre 1991 die Erneuerung des Mühlenbodens im Erdgeschoß mit gemauerten Klinkern, der Austausch der alten Holzfußböden und die Einrichtung des Mahlganges mit geschärftem Läufer- und Liegerstein, restaurierter Bütte und erneuertem Mehlauslauf.